Wie funktioniert die Notbehandlung beim Zahnarzt in Österreich?
Einen Zahnarzt im Urlaub in Österreich besuchen
Lech, Ischgl oder Sölden. Weißverhangene Berggipfel im strahlenden Sonnenlicht, frischer Pulverschnee und perfekt präparierte Pisten. Für viele deutsche Wintersportbegeisterte ist Österreich das Top-Reiseziel für einen perfekten Skiurlaub.
Egal ob Abfahrtsski, Langlauf oder Snowboarding, hier kommt jeder Winterurlauber voll und ganz auf seine Kosten. Über 400 Skigebiete sowie 7.000 Pistenkilometer lassen keine Wünsche offen und die Ápres-Ski-Parties sind legendär.
Doch wie verhält man sich, wenn das Wintersportvergnügen durch unerwartete Zahnschmerzen oder einem plötzlichen Skiunfall getrübt wird? Autsch!
Zahnärzte in Österreich – was muss ich wissen?
Wir geben Ihnen hier in diesem Artikel alle Informationen, wie sie als deutscher Urlauber bei Zahnschmerzen in Österreich schnell Hilfe finden. Welche Zahnärzte Sie unbedingt aufsuchen und welche Zahnarztpraxen Sie vielleicht eher meiden sollten.
Natürlich beantworten wir Ihnen auch alle Fragen zu den Kosten für einen Zahnarztbesuch im guten alten Austria. Das gilt natürlich nicht nur für den Winterurlaub, sondern auch, wenn Sie zum Wandern in den österreichischen Bergen unterwegs sind.
Wie finde ich einen Zahnarzt in Österreich?
Österreich hat bei weitem eine nicht so hohe Zahnarztdichte wie in Deutschland. Gerade in den abgelegenen Skigebieten kann sich die Suche nach einer Zahnarztpraxis schwierig gestalten.
Verfügen Sie über einen Internetzugang, dann können Sie hier über diesen Link einen Zahnarzt in ihrer österreichischen Region finden.
Ein anderer Weg ist das Telefonat mit Ihrer gesetzlichen Krankenkasse in Deutschland. Diese verfügen über entsprechende Listen mit Zahnärzten und Kliniken im Ausland, deren Zuverlässigkeit sie überprüft und mit denen sie oftmals sogar Verträge abgeschlossen haben.
Der einfachste Weg ist aber vielleicht der Gang an die Rezeption Ihres Hotels. Hier kann man Ihnen schnell Auskunft erteilen.
Doch seien Sie auf der Hut! Bei der Wahl eines Zahnarztes in Österreich, gibt es für den deutschen Urlauber einiges zu beachten! Warum, das lesen Sie hier.
Vorsicht bei der Wahl des Zahnarztes in Österreich!
Dem deutschen Urlauber wird das österreichische Krankenkassensystem auf den ersten Blick recht vertraut vorkommen, nur mit dem Unterschied, dass man seine Krankenkasse nicht frei wählen kann. Wo man versichert ist, richtet sich nach dem jeweiligen Bundesland und der Berufsgruppe.
Doch es gibt noch andere Unterschiede. Gerade bei einem Besuch beim Zahnarzt ist zu berücksichtigen, dass es in Österreich sogenannte Kassenzahnärzte, Wahlzahnärzte und auch Privatzahnärzte gibt. Doch was ist hier der Unterscheid?
Besuch bei einem Kassenzahnarzt in Österreich
Solch einen Zahnarzt zu finden, sollte Ihr erstes Ziel sein. Diese Berufskollegen weisen dies meistens mit ihrem Praxisschild aus. Hier kann sich die Behandlung und Bezahlung relativ einfach gestalten. Jeder in Deutschland gesetzlich Versicherte verfügt über eine sogenannte Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC). Dieser Vermerk befindet sich auf der Rückseite Ihrer regulären elektronischen Gesundheitskarte.
Die Behandlungskosten werden darüber direkt mit Ihrer Krankenkassen abgerechnet. Beachten Sie dabei unbedingt, dass dieser sogenannte Auslandskrankenschein nur Notfallbehandlungen abdeckt, die bis zu Ihrer Rückkehr nach Deutschland nicht aufgeschoben werden können. Es können Ihnen aber auch bei diesen Zahnärzten private Kosten auferlegt werden, die nicht Bestandteil der gesetzlichen Auslandskrankenversicherung sind.
Auf diesen Kosten bleiben Sie dann in den meisten Fällen sitzen. Es ist daher empfehlenswert, eine private Auslandskrankenversicherung abzuschließen, die auch diese Beträge übernimmt. Diese Absicherung gibt es bei günstigen Anbietern schon für wenige Euro im Jahr. Darauf sollte man nicht verzichten.
Besuch bei einem Wahlzahnarzt in Österreich
Für deutsche Patienten etwas ungewöhnlich ist der Besuch bei einem Wahlzahnarzt. Das kennt man in Deutschland so nicht in der Form. Bei dieser Berufsgruppe, sind alle Kosten vorerst privat zu entrichten. Die Preise für eine zahnärztliche Behandlung legt der Zahnarzt unabhängig und frei fest. Dabei orientieren sich viele an den sogenannten Vertragspartnertarif, der sich in der Höhe sehr nah an den deutschen Zahnbehandlungskosten orientiert.
Der Vertragspartnertarif ist nicht immer ein fester Betrag pro konkreter Leistung. Häufig ist es eine Mischform aus gesetzlichen Pauschalzahlungen und der Vergütung von privaten Einzelleistungen.
Sie erhalten, nachdem Sie das Behandlungszimmer verlassen haben, eine Kostenaufstellung, die Sie vor Ort sofort begleichen müssen.
Lassen Sie sich die entsprechende Rechnung unbedingt aushändigen und reichen sie diese dann bei Ihrer gesetzlichen Krankenkasse in Deutschland ein. Erfahrungsgemäß werden die Kosten für die erbrachte Leistung zu maximal 80 Prozent auch übernommen, wenn – und das ist wichtig – es sich nur um eine Notbehandlung handelt.
Besuch bei einem Privatzahnarzt in Österreich
Den Gang in eine derartige Praxis sollten Sie als deutschen Kassenpatient nur als letzte Möglichkeit in Betracht ziehen, denn hier kann es wirklich sehr teuer werden. Der Privatzahnarzt hat keinen gültigen Vertrag mit einer gesetzlichen Krankenkasse abgeschlossen. Er gestaltet seinen Tarif frei und unabhängig. Hier funktioniert auch Ihre Europäische Krankenversicherungskarte nicht.
Lassen Sie sich hier in jedem Fall vorab einen Kostenvoranschlag geben, um in etwa die Behandlungskosten abschätzen zu können. Doch welche Wahl haben Sie, wenn Sie plötzlich unter heftigen Zahnschmerzen leiden? Im Grunde keine.
Teilen Sie dem Privatzahnarzt unbedingt im Vorfeld mit, dass Sie nur eine notwendige Schmerzbehandlung benötigen und mehr nicht. Bezahlen Sie – im wahrsten Sinne des Wortes – zähneknirschend die sicherlich horrende Rechnung und reichen Sie diese bei Ihrer gesetzlichen Krankenkasse in Deutschland ein. Hier haben Sie wenigstens einen Anspruch auf Erstattung der Kosten, die bei einer gesetzlichen Zahnbehandlung am Heimatort angefallen wären.
Die Diskrepanz erstattet Ihnen leider niemand. Eine zusätzliche Kostenminderung kann hier wieder eine private Auslandskrankenversicherung verschaffen.
Auch, wenn die finanzielle Differenz recht schmerzhaft sein kann, wichtig ist doch in dem Falle, dass Sie schmerzfrei Ihren Urlaub in Österreich genießen können. Ski heil!
Empfehlungen für einen Zahnarztbesuch in Österreich
Wie gehe ich am besten Schritt für Schritt vor, wenn ich als deutscher Urlauber Zahnschmerzen in Österreich habe. Hier kommt der Fahrplan:
1. Zahnarztsuche
Telefonieren Sie mit Ihrer gesetzlichen Krankenkasse in Deutschland oder erfragen Sie im Hotel nach einem Vertragszahnarzt oder wenigstens einem Wahlzahnarzt in Ihrer Region.
2. Art der Behandlung klar formulieren
Beim Erscheinen in der Praxis teilen Sie als allererstes ausdrücklich mit, dass Sie nur eine notwendige Schmerzbehandlung benötigen.
3. Kostenübernahme im Vorfeld regeln
Legen Sie an der Rezeption unbedingt Ihre Gesundheitskarte mit der damit enthaltenen Europäischen Krankenversicherungskarte vor. Mit etwas Glück wird diese akzeptiert. Sollte das nicht der Fall sein, dann lassen Sie sich am Ende der Behandlung eine detaillierte Rechnung ausdrucken. Bezahlen Sie diese dann.
4. Kostenerstattung in Deutschland beantragen
Reichen Sie die erhaltene Rechnung bei Ihrer gesetzlichen Krankenkasse und gegebenenfalls bei Ihrer privaten Auslandskrankenversicherung in Deutschland ein und holen Sie sich so wenigsten den Anteil zurück, der bei einer Behandlung bei Ihrem Zahnarzt daheim entstanden wäre.
Servus Österreich!
Die Praxis Zahngesundheit Halle und sein Inhaber Roger Barz wünscht Ihnen dabei viel Glück. Das wichtigste ist aber, dass es erst gar nicht soweit kommt. Deswegen empfiehlt jeder Zahnarzt vor dem Urlaubsstart einen Vorsorgetermin. Schieben Sie diesen nicht zu lange auf, so dass eventuelle Behandlungen noch vor Ihrer Abreise abgeschlossen werden können und denken Sie auch an eine kleine Reiseapotheke. Und dann viel Spaß im Urlaub!
Fotos: Marco Warmuth, Roger Barz, Fotolia & Pixabay