Zahnarzt der gefährlichste Beruf der Welt?
Glückwünsche für den Zahnarzt
Die Welt ist doch manchmal einfach nur ungerecht! Heute, am 02. Juni, ist der „Ich–liebe–meinen–Zahnarzt–Tag“… und es ist Sonntag. Alle Zahnarztpraxen haben geschlossen. Nur der Notdienst hat geöffnet. Keine Gelegenheit, seinen Zahnarzt oder seine Zahnärztin mal in die Arme zu nehmen, herzlich zu drücken und einfach danke zu sagen. Doch auch dieses Wochenende geht vorüber und diese nette Geste lässt sich vielleicht auch am Montag noch nachholen.
Wir jedenfalls feiern diesen Tag schon heute hier mit diesem brandneuen Video: „Herzchen für den Zahnarzt“.
Danke, dass es Euch gibt! Und auch Danke, dass ihr Zahnärzte jeden Tag immer wieder neu euer Leben für den Job riskiert.
Sinn oder Unsinn von Aktionstagen
Tag des Cholesterins (03. Juni), Deutscher Mühlentag (10. Juni) oder auch Global Wind Day (15. Juni), das sind nur einige Aktionstage, die im Monat Juni deutschlandweit gefeiert werden. Über Sinn oder Unsinn solcher Aktionstage kann man sich trefflich streiten.
Viele finden sie schlichtweg überflüssig, andere dagegen meinen, dass man mit solchen Tagen auf bestimmte Missstände hinweisen kann und dadurch viele Zeitgenossen zum Denken, vielleicht sogar zum Umdenken und somit zur Veränderung bewegen kann.
Manchmal aber reicht es auch einfach nur aus, die eigene Sichtweise ein wenig zu verändern. Das trifft besonders beim allgemeinen Berufsbild des Zahnarztes zu, das unter der Bevölkerung derzeit existiert. Denn oftmals sind die Dinge nicht so wie sie scheinen.
Zahnarzt, das älteste Gewerbe?
Spritze, Bohrer, Zange – wer denkt, dass bei einem Zahnarztbesuch der wirklich anstrengende Job immer nur vom Patienten erledigt werden muss, der irrt gewaltig. Die eigentliche Schwerstarbeit wird eigentlich auf der anderen Seite des Behandlungsstuhles geleistet. Doch das wissen nur die wenigsten.
Der Beruf des Zahnarztes gehört mit zu den ältesten medizinischen Berufen überhaupt. Die ersten Kollegen praktizierten bereits im 5. Jahrhundert vor Christus. Und das an den ungewöhnlichsten Orten. Als umherziehende Wundärzte in den engen Gassen der ersten mittelalterlichen Städte oder als rabiate Zahnbrecher auf den bunten Jahrmärkten der Dörfer bis sie schließlich irgendwann bei den Barbieren und Badern einen festen Unterschlupf fanden.
Es hat eine Weile gedauert, bis aus dem „bloßen Zähneziehen“ als Attraktion zur Volksbelustigung eine seriöse Wissenschaft wurde.
Das Fachbuch „Le chirurgien dentiste“ des Franzosen Pierre Fauchard begründete im Jahr 1728 die moderne Zahnheilkunde. Bis dahin mussten also über 22 Jahrhunderte vergehen.
Wie viele Zahnärzte gibt es eigentlich?
In Deutschland gibt es aktuell rund 91.000 Zahnärzte, davon praktizieren ca. 52.000 Vertragszahnärzte in eigener Praxis. Die Zahnarztdichte ist in der Bundesrepublik somit recht hoch. Es ist aber nicht die höchste in Europa.
Gemessen an der Bevölkerungszahl verzeichnet Griechenland mit 126 Zahnärzten pro 100 000 Einwohner die größte Zahnarztdichte.
Mit großem Abstand folgen dann die nächsthöchsten Quoten mit Zypern und Bulgarien (jeweils 98). Weniger als 50 Zahnärzte pro 100 000 Einwohner fanden sich hingegen in der Slowakei (49), Malta (37) und Polen (34). Deutschland liegt mit 77 Zahnärzten auf Platz vier in der europäischen Statistik.
Trotzdem besteht in vielen deutschen Städten ein deutlicher Überschuss an Zahnärzten. Der höchste übrigens in Nürnberg mit über 450 Zahnarztpraxen auf ca. eine halbe Million Einwohner.
Doch wie schaut es in unserer Heimatstadt aus? Laut Aussagen der KZV Sachsen-Anhalt ist zum Beispiel in Halle an der Saale jeder 4. Zahnarzt zu viel, während in den ländlichen Regionen bereits ein wachsender Zahnarztemangel herrscht. Wie sich auf dem platten Lande Patienten clever einen begehrte Zahnarzt-Termin beschaffen, kann man hier in diesem Artikel erfahren. Lesen und schmunzeln.
Immer am Limit?
Eines steht außer Frage, auch, wenn es viele vielleicht nicht gerne hören möchten: Zahnärzte befreien ihre Patienten eher von Schmerzen, als dass sie ihnen welche zufügen. Und dieser Job verlangt vom Dentisten täglich Höchstleistungen ab.
Tief gebeugt, in einer engen und dunklen Mundhöhle täglich bis zu acht Stunden unter stetigem Termindruck Präzisionsarbeit zu leisten, ist kein leichtes Unterfangen. Egal wie modern heute die Behandlungseinheiten auch ausgestattet sind. Eine große Zunge, stetiger Speichelfluss, ein nervender Würgereiz, gelegentliche Blutungen und zuckende Patienten machen zudem das Tagwerk nicht einfach.
„Der Mundraum ist der sensibelste Bereich unserer Körpers.“, weiß Zahnarzt Roger Barz zu berichten. „Nirgendwo sind wir empfindlicher. Ist eine Füllung nur einen Bruchteil eines Millimeters zu hoch, erscheint es dem Patienten wie ein riesen Klotz auf dem Zahn. Das macht die Behandlungen oftmals so anspruchsvoll und intensiv.“
Der gefährlichste Beruf der Welt?
Logisch, dass diese täglichen Anstrengungen ihre Spuren hinterlassen. Zahnärzte leiden sehr häufig an Erkrankungen des Bewegungsapparates. Egal ob Schulter, Nacken oder Rücken, alle Bereiche werden bei seiner täglichen Arbeit stark beansprucht.
Zudem ist der Zahnarzt giftigen Amalgamdämpfen und einem täglichen Verletzungsrisiko ausgesetzt. Gefahr für den Zahnarzt lauert überall.
An zweiter Stelle in der Bewertung stehen Flugbegleiter, die neben vielen Infektionsgefahren auch noch dem Risiko ausgesetzt sind, gestochen und gebissen zu werden oder kleinere Verbrennungen zu erleiden.
Das Absturzrisiko wurde dabei in dieser Untersuchung aber nicht aufgeführt. Der „Businessinsider“ aus Amerika stuft den Beruf des Zahnarztes sogar zu den gefährlichsten Jobs überhaupt ein.
Dezibel am Zahnarztstuhl
Das unterstreicht auch eine aktuelle Studie über die Lärmbelastungen in einer gewöhnlichen Zahnarztpraxis. Laut ist es in Deutschland auf vielen Arbeitsplätzen. Aber wer hätte gedacht, dass der Zahnarzt hier auf Platz 7 liegt. Vor ihm rangieren nur solche Branchen, wie Flugzeugabfertigung (140 Dezibel), Straßenbau (120 Dezibel), oder der Beruf des Barkeepers (110 Dezibel).
Es ist an seinem Behandlungsstuhl sogar lauter als in einer Schule oder Kita (Platz 8). Hauptsächliche Lärmquelle ist dabei nicht die Turbine des Bohrers, wie vielleicht viele Patienten vermuten, sondern der Absauger.
Geschenke für den Zahnarzt
Das sind doch alles gute Gründe, um seinem Zahnarzt oder seiner Zahnärztin am 02. Juni einfach mal danke zu sagen. Doch ein Dankeschön allein reicht Ihnen nicht aus und Sie möchten nicht mit leeren Händen in die Praxis kommen? Kein Problem!
Man mag es nicht glauben, aber Amazon hat eine ganze Rubrik mit speziellen Geschenken für Zahnärzte. Einige davon haben wir auch schon von unseren Patienten bekommen. Vielen Dank!
Was hier noch angemerkt werden sollte: Der 02. Juni als Ehrentag gehört nicht nur den Zahnärzten allein. Auch eine andere Berufsgruppe darf diesen Aktionstag für sich beanspruchen. Seit 1972 ist der 02. Juni auch der Internationale Hurentag. Ebenso ein sehr altes Dienstleistungsgewerbe, nur mit dem Unterscheid, dass sich dieser Dienste wohl viele meistens freiwillig bedienen.
Ehre, wem Ehre gebührt!
Wer sich nun tapfer durch diesen unterhaltsamen Artikel gelesen hat und erfahren konnte, warum unsere Zahnärzte für ihre Patienten jeden Tag immer wieder neu ihr Leben auf’s Spiel setzen – okay, kleine Übertreibung – kommt hier in den Genuss einer wahrlichen Glanzleistung.
Schauen Sie unserem pakistanischen Kollegen zu, wie er kurz vor Feierabend noch einen fixen Job erledigt.
Viel Spaß und herzen Sie am Montag Ihren Zahnarzt!
Fotos: Jana Baum, Matthias Vogel, Irina W., Stadtarchiv, Roger Barz, Fotolia, Pixabay