Warum wird man eigentlich Zahnarzt?
In einer Zahnarztpraxis zu arbeiten ist ein harter Job!
Was ist der gefährlichste Beruf der Welt? Flugzeugpilot, Bodyguard oder vielleicht doch Dachdecker? Falsch! Zahnarzt ist der gefährlichste. Warum das so ist, können Sie hier lesen… heute am 06. März, dem offiziellen Tag des Zahnarztes. Herzlichen Glückwunsch!
Heute ist der 6. März – Tag des Zahnarztes! Man möchte es kaum glauben, aber diese Berufsgruppe hat auch ihren Ehrentag. Und das mit Recht, denn kein Job kann so hart sein wie der des Dentisten.
Aber warum ist das so? Wieso muss der Zahnarzt oftmals leidensfähiger sein als sein Patient? Das erklärt hier unterhaltsam dieser Artikel.
Berufswunsch Zahnarzt?
Warum wird man Zahnarzt? Was ist da in der Kindheit eigentlich schief gelaufen? Das fragen sich oftmals viele Patienten.
Leider gibt es hierfür keine eindeutige Antwort. Oftmals reichte die Abiturnote für ein Studium der Humanmedizin nicht aus.
Manche lieben es handwerklich zu arbeiten, wollen aber ihr Abitur nicht für eine Tischlereilehre verschwenden und finden im Beruf des Zahnarztes ihre angemessene Bestimmung.
Nicht wenige liebäugeln nach einem eigenen Porsche und merken dann aber recht schnell, dass die goldenen Zeiten für Zahnärzte längst vorbei sind.
Ein Großteil der Berufseinsteiger kommen aus Familien, wo Vater oder Mutter, und manchmal sogar sogar beide, Zahnärzte sind. Müssen dann, gewollt oder auch ungewollt, in die Fußstapfen der Eltern treten.
Jedoch die meisten Zahnärzte können gar nicht mehr nachvollziehen, warum sie sich damals für das Studium eingeschrieben haben.
Fakt ist eins: Es ist jedenfalls kein Beruf wie Feuerwehrmann, Fußballer oder Astronaut. Kaum ein kleiner Junge sagt: „Wenn ich mal groß bin dann werde ich Zahnarzt!“
Das ist mein Leben!
Zahnärzte sind im Berufsleben Gestrandete. Begreifen oftmals erst hinterher, was der Beruf im Grunde bedeutet. Trotzdem gelingt es viele von ihnen, sich zu arrangieren und ihren Alltag zu lieben. Doch nicht jedem ist das vergönnt.
Daher ist die Zahl der Zahnärzte, die im späteren Leben was völlig anderes machen wollen, viel größer als in anderen Berufsgruppen. Gerne denken sie darüber nach, was bereits mit 50 anders machen möchten.
Vielleicht später mal eine Kneipe aufmachen. In Afrika Tiere retten. Schlagerstar auf Mallorca sein oder hauptberuflich Gedichte oder Krimis schreiben. Davon träumen Zahnärzte heimlich.
Doch nur wenige schaffen auch wirklichen den Berufswechsel wie zum Beispiel unser ehemaliger schwedische Berufskollegen Dr. Alban.
Er bescherte uns mit seinem ersten richtigen Hit eine berufsbezeichnende Kernaussage: „It’s my Life“… vielleicht war die Inspiration zu diesem Song auch letztendlich die Idee, den Beruf als Zahnarzt komplett an den Nagel zu hängen.
Heute lebt Dr. Alban mit seiner schwedischen Frau gut situierte in Stockholm. Mehr als 5 Millionen Alben hat er verkauft. Hin und wieder tingelt mit seinen Hits auf 90iger Jahre Parties quer durch Europa. Eine Zahnarztpraxis hat er nicht wieder aufgemacht.
No Risk, no Fun!
Das kann unter Umständen sogar recht gesund sein. Auch das Rock- und Pop-Geschäft birgt die ein oder andere Gefahr. Aber es ist nicht so gefährlich wie der Beruf eines Zahnarztes.
Wer vielleicht denkt, dass der Beruf des Bodyguarts, Gerüstbauers oder Dachdeckers gefährlich ist, der hat sich getäuscht.
Das amerikanische Magazin „Business Insider“ hat im Jahr 2015 genau 27 Berufe untersucht und musste dabei feststellen, dass die Tätigkeit des Zahnarztes unangefochten auf Platz Eins der gesundheitlich risikoreichsten Berufe liegt.
Untersucht wurde unter anderem, wie stark Angehörige verschiedener Berufsgruppen bestimmten Schadstoffen, Strahlung, Infektionen und Verbrennungen ausgesetzt sind. Auch viele Schnitte und leider auch Bisse hat ein Zahnarzt zu erleiden. Sogar das viele Sitzen bei der Arbeit wird von Arbeitsmedizinern als sehr risikoreich bewertet.
Übrigens, an zweiter Stelle steht aber ein wirklicher Traumberuf: Stewardess. Sie ist neben der Infektionsgefahr auch dem Risiko ausgesetzt, gestochen und gebissen zu werden – oder kleinere Verbrennungen zu erleiden. Das Absturzrisiko wird dabei nicht aufgeführt.
Club der toten Ärzte
Das Absturzrisiko bei Zahnärzten dagegen ist sehr genau untersucht worden. Gemeint ist hierbei nicht die Gefahr bei einem Flugzeug-Crash ums Leben zu kommen, sondern die Wahrscheinlichkeit, einen Selbstmord zu begehen.
Die Statistik spricht hier klare Worte: Die Suizidrate unter deutschen Ärzten ist im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung um das 3,4fache erhöht. Unter deutschen Ärztinnen sogar um das 5,7fache. Mit ganz oben in dieser Statistik befinden sich neben den Anästhesisten und Psychiatern ebenso die Berufsgruppe der Zahnärzte.
Drogen & Alkohol
Auch beim Thema Alkohol und Drogen sind Zahnärzte führend in der Statistik. Die Alkoholsucht liegt bei Ärzten 1 1⁄2mal höher als bei Nichtärzten. Zahnärzte sind durch praxisbedingte Isolation und den ungehinderten Zugriff auf Medikamente besonders gefährdet. Im Gegensatz zum Krankenhaus, bekommt hier kein Kollege so schnell mit, wie es um den anderen bestellt ist.
Außerdem sind Zahnärzte, im Gegensatz zur Allgemeinbevölkerung, den kontrollierten Einsatz von Tabletten gewöhnt. Die ständige Verfügung dieser Medikamente stellt ein Berufsrisiko dar und kann in vielen Fällen eine Substanzabhängigkeit zur Folge haben. Eine Pille für den Patienten, zwei Pillen für den Doktor.
Warum ist das so?
Die Tätigkeit eines Zahnarztes ist einzigartig unter den Helferberufen. Täglich muss er unter Termindruck akribisch feinmotorische Höchstleistungen vollbringen. Dabei ist ihm die Zunge, der Speichel, die Wange, eine Blutung und oftmals der ganze zuckende Patient im Wege.
Ein Millimeter Abweichung ist in der Zahnmedizin eine Welt. Und das alles ohne Pause oder Abwechslung.
Dies führt oft zu einem krankhaften Perfektionismus unter dem das Praxisteam, die Familie und natürlich auch er selbst stetig leidet.
Auch die Tatsache, dass ein Großteil der Bevölkerung, es sind nahezu 20 Prozent, vor dem Zahnarztbesuch wirklich Angst haben, setzt ihn unter Druck.
Gleichzeitig ist der Zahnarzt oftmals Überbringer schlechter Nachrichten. Das betrifft nicht nur zum Beispiel die Entfernung eines Zahnes, sondern auch die Präsentation der nachfolgenden Rechnung, die sich durch den fehlenden Zahn ergeben. In einem Gesundheitssystem, dass immer mehr Kosten für eine hochwertigen Zahnmedizin auf den Rücken der Patienten abwälzt, scheint für viele in der Bevölkerung der Zahnarzt oftmals der Böse zu sein.
Das hat zur Folge, dass sich viele Kollegen regelrecht schämen. Zahnärzte empfinden, dass ihr Beruf nicht dieselbe gesellschaftliche Anerkennung genießt, wie zum Beispiel der humanmedizinische Beruf und fühlen sich dadurch minderwertig. Durch das schlechte Image in der Öffentlichkeit vermeiden es sogar viele Zahnärzte, ihren Beruf bei gesellschaftlichen Anlässen publik zu machen. Undercover Dentist.
Happy to be a Dentist!
Ist also der Beruf als Zahnarzt als unmenschlich zu bezeichnen? Keineswegs. Fast 70 Prozent der deutschen Zahnärzte sind mit ihrer persönlichen und auch beruflichen Situationzufrieden.
Wer es schafft seine Arbeitsbelastung in der Praxis angemessen zu halten, nebenbei das ein oder anderen Hobby betreibt oder Zeit für Sport hat, gehört zur Gruppe der glücklichen Berufskollegen.
Fotos: Jana Baum, Roger Barz, Fotolia und Pixabay