Eine Zahnarztpraxis in der nördlichen Innenstadt von Halle
Hier als Zahnarzt tätig sein?
Kaum eine Straße in Halle kann auf so eine wechselvolle Geschichte zurückblicken, wie die Geiststraße. Noch vor wenigen Jahren fristete sie ein kümmerliches Dasein. Dunkel, eng und extrem verkehrsberuhigt.
„Als ich mich im Jahr 2007 entschied, hier meinen neuen Praxisstandort zu eröffnen, war die Geiststraße alles andere als attraktiv.“, schildert Zahnarzt Roger Barz. „Fast jedes zweite Geschäft stand leer und es waren kaum Menschen auf der Straße. Jeder wollte einfach nur schnell diese komische Gasse passieren. Nur schnell weg hier! Zum Flanieren oder für Besorgungen gab es kaum Anlass.“
Ein unmerklicher Beginn
Doch das änderte sich in den letzten Jahren. Die Wiederbelebung begann zaghaft und relativ unspektakulär. Mit der Eröffnung eines NP-Marktes gab es plötzlich wieder einen Grund, nicht nur schnell die Straße zu durchqueren, sondern auch kurz für ein paar Besorgungen Halt zu machen. Dass der Lebensmittelmarkt auch bis spät in die Nacht geöffnet hat, steigerte seine Beliebtheit noch zusätzlich.
Plötzlich war wieder Bewegung auf der Straße. Fast unmerklich eröffnete ein Geschäft nach dem anderen seine Pforten. Heute steht kaum noch ein Laden leer und die Geiststraße ist für die Hallenser zu einem Ort geworden, der die vielfältigsten Dienstleistungen anbietet.
Mittlerweile gibt es für fast alle Bedürfnisse auch einen passenden Shop dazu.
Ein Fitnessstudio, etliche Blumengeschäfte, mehrere Bäckereien, zwei Eisbuden, ein Copyshop, ein alternativer DVD-Verleih, internationale Restaurants, ein Instrumentenladen, Imbissläden, eine Apotheke und, und, und…
Auch eine Waschmaschine kann man hier kurzentschlossen kaufen, mal fix eine Reise buchen oder eben auch einen Zahnarzt besuchen.
Ein Ort für Aktionen
Es ist daher nicht überraschend, dass sich die Freiwilligen Agentur Halle diese Straße für einen netten Event ausgesucht hat. Seit diesem Monat kann man sich an einem Wandbild in der Geiststraße 21 – das ist gleich an der Straßenbahn-Haltestelle Hermannstraße und nur unweit von unserer Praxis entfernt – mit Engelsflügeln fotografieren lassen. Diese Aktion soll auf den 14. Freiwilligentag hinweisen, der am 17. und 18. Mai in der Stadt an der Saale stattfindet.
„Sei ein Engel für einen Tag!“, so dass Motto in diesem Jahr. Wer mehr über diese Aktion in Erfahrung bringen möchte oder gern auch direkt daran teilnehmen möchte, dem empfehlen wir hier diesen Link für alle wichtigen Informationen.Eine tolle Sache, so finden wir!
Bunt ist nicht immer lustig!
Doch es gibt auch wenig sinnvolle Kunstwerke. Kaum eine Stadt in Deutschland ist so extrem mit Graffitis vollgeschmiert wie Halle. Ist ein Ladengeschäft neu eröffnet und die Hauswand frisch gestrichen, dauert es kaum eine Woche und irgendeine sinnlose Kritzelei verunstaltet die Fassade. Die meisten Graffities entbehren jeden Sinn und Verstand.
https://www.youtube.com/watch?v=8TS6kMwj0pw
Davon ist natürlich auch die Geiststraße betroffen. Jedoch gibt es doch das ein oder andere Bild, welches zum Hinschauen verleitet.
Was sich hier der Künstler dabei gedacht hat, wird wohl immer ein Geheimnis bleiben. Uns hat dieses Sprühbild wenigsten ein kleines Schmunzeln abgerungen. Das schaffen nur wenige Graffitis. Vielleicht meldet sich auch der Schöpfer per Email und klärt uns auf. Wir als Zahnarztpraxis haben jedenfalls dem Eiter den Kampf angesagt!
Verfall & Neubeginn
Kaum eine Straße in Halle hat sich in den letzten Jahrzehnten so nachhaltig verändert, wie die Geiststraße. In der Frühzeit ihrer Geschichte eine beliebte und auch gepflegte Flaniermeile, wurde sie während der DDR-Zeit dem geplanten Verfall preisgegeben.
Keine einzige Ost-Mark wurde in die bestehenden Gebäude investiert. Warum in eine von Kapitalisten gebaute Altstadt investieren? Es entstand doch mit Halle-Neustadt eine moderne Ansiedlung, die den Vorstellungen der Parteibonzen vom sozialistischen Wohnen viel eher entsprach.
Geld für Altstadtsanierungen war mit diesem Mammut-Projekt auf der grünen Wiese kaum noch übrig.
Die Häuser in der Geiststraße wurden mit der Zeit feucht und marode. Nahezu unbewohnbar. Die Mieter mussten über den Hof zum Außen-Klo. Sanierungsmaßnahmen Fehlanzeige.
Sogar Not-Reparaturen wurde von den damaligen Genossen strikt abgelehnt.
Angeordnet wurde schließlich nur der geplante Abriss. Komplett und gnadenlos, wie man hier in diesem Video sehen kann. Bitte skippen Sie bis auf Minute 14, dann erschließt sich das ganze Ausmaß der geplanten Vernichtung!
https://www.youtube.com/watch?v=4-HOpG9F_Os
Eine Praxisneugründung in Halle
Der Abriss fand kurz vor der Wende statt und betraf fast alle Gebäudekomplexe in der Nähe des heutigen Universitätsrings. Nur der Bereich um die Hermannstraße, wo sich auch der Eingang zu unseren Praxisräumlichkeiten befindet, wurde von der Abrissbirne verschont.
Vermutlich hatte das Budget der Genossen für einen weiteren Kahlschlag nicht mehr ausgereicht. Was für ein Glück!
Heute sind fast alle Gebäude komplett saniert und erstrahlen wieder in ihrer alten Pracht. Besonders das Eckhaus zur Hermannstraße ist eine architektonische Augenweide.
„Als ich das Gebäude zum ersten Mal sah, habe ich mich komplett verliebt. So eine tolle Fassade, so großzügige Räumlichkeiten.“, erinnert sich der Inhaber Roger Barz. „Obwohl es damals noch keinen richtigen Besitzer hatte und bei einer Zwangsversteigerung unter den Hammer sollte, entschied ich mich sofort, hier meine neue Praxis zu eröffnen.“
Warum das Ganze schließlich ein sehr schwieriges und teilweise abenteuerliches Unterfangen wurde, können Sie hier in diesem unterhaltsamen Artikel lesen: „Zahngesundheit Halle – Hier sind wird endlich am Start!“ – Viel Spaß beim Lesen!