Schmerzfrei mit einer Lokalanästhesie die Zahnarztbehandlung erleben
Die Betäubung beim Zahnarzt
Die Spritze beim Zahnarzt. Ein Reizthema für viele Patienten. Erfahren Sie hier, wann und wie lange eine Spritze wirkt. Warum sie bei manchen einfach nicht wirkt.
Ob man danach Auto fahren kann, sie in der Schwangerschaft verabreicht werden darf und welche Alternativen es gibt. Doch seit wann gibt es eigentlich die Betäubung beim Zahnarzt? Das alles lesen Sie hier!
Schmerzen sind Vergangenheit
Egal ob man Johann Wolfgang von Goethe, George Washington oder ein ägyptischer Pharaone war, die Behandlung beim Zahnarzt ist damals nicht lustig gewesen. Eher schmerzhaft und brutal.
Die meisten Patienten nahmen entweder einen großen Schluck aus der Branntweinflasche oder einen kräftiger Zug aus einem mit Chloroform getränkten Tuch.
Nicht wenige entschieden sich auch für die Selbstbehandlung, wie man hier in diesem kleinen Film sehen kann.
Die Möglichkeiten, einen Zahnarztbesuch entspannt zu erleben, waren nicht nur äußerst begrenzt, sondern teilweise sogar lebensgefährlich. Kein Wunder, dass man angestrengt nach anderen Methoden suchte.
Die Erfindung der Lokalanästhesie
Es folgten viele vergebliche Selbstversuche von bekannten Persönlichkeiten, so auch von Sigmund Freud, die leider alle zum Scheitern verurteilt waren. Doch das sollte sich am Ende des 19. Jahrhunderts ändern.
1884 war es der amerikanische Chirurg William Stewart Halsted, der sich ebenfalls im Selbstversuch Kokain in den Unterkiefer spritzte und damit die gesamte untere Mundpartie empfindungsarm machte – die örtliche Betäubung in der Zahnmedizin war erfunden.
Ein Zahnarztbesuch macht süchtig?
Heute ist es natürlich kein reines Kokain mehr, welches für die örtliche Betäubung verwendet wird. Ist auch besser so. Denn wie auch der Laie weiß, macht Kokain schnell abhängig. Äußerst ungünstig, wenn man mal häufiger einen Zahnarzt kontaktieren muss. Die aktuellen Wirkstoffe, wie Procain und Lidocain, sind dem Kokain im Wort zwar ähnlich, weisen aber in der Anwendung nicht die gefürchteten Nebenwirkungen auf.
Wie schnell und wie lange wirkt bei mir eine Betäubungsspritze beim Zahnarzt?
In der Vergangenheit musste der Zahnarzt ständig das Anästhetikum nachspritzen. Das war gefährlich, weil es häufig zu Kreislaufkomplikationen und sogar zu regelrechten Vergiftungserscheinungen kam. Erst mit dem Zusatz von Adrenalin blieb der Wirkstoff länger am Ort und man konnte auch eine umfangreiche Zahnbehandlung uneingeschränkt durchführen.
Die Wirkung der lokalen Spritze beim Zahnarzt ist individuell sehr unterschiedlich. In der Regel setzt die Betäubung schon nach drei bis vier Minuten ein. Es kann dann aber schon drei bis vier Stunden dauern, bis die Wirkung wieder abklingt. Auch das ist von Patient zu Patient sehr unterschiedlich.
Spritze beim Zahnarzt – was habe ich danach zu beachten?
Wenn der Mund kein Gefühl hat, ist es in jedem Falle ratsam, dass man während die Wirkung der Betäubung noch anhält, auf Essen und Trinken verzichtet. Die Gefahr, sich dabei auf Lippe oder Wange zu beißen und sich dabei schmerzhaft zu verletzten, ist einfach zu groß.
Auch sollten man sich nach einem Besuch beim Zahnarzt nicht unbedingt ein wichtiges Bewerbungsgespräch legen. Wie jeder vielleicht schon mal erfahren konnte, ist das Artikulationsvermögen nach einer Spritze beim Zahnarzt oftmals sehr stark eingeschränkt.
Darf ich nach einer Spritze beim Zahnarzt mit dem Auto fahren?
Hier gibt es keine eindeutige Antwort. Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Verwendung der Anästhetika in normaler Dosierung nicht das Reaktionsvermögen beim Autofahren einschränken. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass es durch Stress und Angst während der Behandlung, gekoppelt mit der Einnahme von anderen Medikamenten, zu einer Verminderung der Fahrtüchtigkeit kommen kann.
Es ist daher eine deutlichen Empfehlung, wenn es sich einrichten lässt, lieber mit Bus oder Bahn den Weg zum Zahnarzt zurückzulegen und nicht mit dem PKW. Muss es unbedingt der PKW sein, dann hilft allenfalls auch eine Begleitperson, die sich dann ans Steuer setzt und den Patienten nach Hause lenkt. Gute Fahrt!
Kann ich in der Schwangerschaft eine Spritze beim Zahnarzt bekommen?
Früher ausgeschlossen, heute möglich. Die in den meisten Zahnarztpraxen verwendeten Wirkstoffe habe keine bekannte toxische Wirkung auf das ungeborene Leben. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass eine zahnärztliche Lokalanästhesie (besonders eine adrenalinhaltige) eine spontane Fehlgeburt oder eine Frühgeburt auslösen könnten. Also Vorsicht!
Diese Gefahr besteht meistens in den ersten 12 Schwangerschaftswochen.
Lässt man das Adrenalin bei der Betäubung weg und ersetzt dieses durch andere Wirkstoffe, können auch zahnärztliche Lokalanästhetika bei Schwangeren bedenkenlos eingesetzt werden.
Wirkt eine Spritze beim Zahnarzt immer?
In fast allen Fällen funktioniert die Spritze hervorragend. Es gibt aber auch sogenannte „Anästhesieversager“, Menschen bei denen die Spritze irgendwie nicht wirkt.
Das Phänomen ist sehr selten. Der Ursache für diese „Ausfaller“ ist man noch nicht wirklich auf die Spur gekommen.
Schmerzt ein Zahn schon über viele Tage intensiv und hat der Patient, in Vermeidung des Notdienstes, etliche Schmerztabletten vorher eingenommen, dann kann es durchaus sein, dass die Wirkung der Spritze nicht ausreicht, um den Zahn komplett zu betäuben.
Auch entzündliche Veränderung am und um den Zahn herum können die Wirkung einer Spritze einschränken. Deswegen, nicht lange warten, bei Beschwerden gleich einen Zahnarzt aufsuchen. Es wird oftmals nicht besser.
Angst vor der Spritze beim Zahnarzt?
Mit der Entdeckung der lokalen Anästhesie dachte man natürlich, dass die Angst vor dem Zahnarzt somit für immer aus den Köpfen vieler Menschen verschwindet. Das ist leider nicht der Fall. Viele Patienten haben trotzdem noch eine ausgeprägte Angst. In dem Fall auch vor der Spritze beim Zahnarzt, die sogenannte Spritzenphobie.
Gute Zahnärzte und das Team wissen, wie sie dieser Klientel gezielt helfen können. Die Verwendung der allerkleinsten Kanülen, das örtliche Betäuben der Einstichstelle mit einem Gel sowie das langsame Einbringen des Lokalanästhetikums senkt die Empfindung spürbar.
Auch beruhigende Worte oder sogar auch Hypnose machen es diesen Patienten leichter, die örtliche Betäubung zu überstehen. Oftmals bleibt noch eine kleine Anspannung vorhanden, aber die Spritze sitzt und es kann schließlich schmerzfrei behandelt werden. Los geht’s!
Habe ich als Kassenpatient immer einen Anspruch auf eine Spritze?
Leider nein. Ob meine gesetzliche Krankenkasse die Spritze zur Behandlung übernimmt, ist klar geregelt. Muss ein Zahn gezogen oder im Zuge einer Wurzelbehandlung der Nerv aus dem Zahn entfernt werden, hat jeder Patient bedenkenlos einen Anspruch auf eine Spritze.
Auch bei der Erstellung von Kronen und Brücken oder herausnehmbarem Zahnersatz zahlt die Krankenkasse. Doch nicht bei jedem Loch im Zahn hat der Patient auch das Recht auf eine Spritze. Oberflächliche Defekte, die auch gut ohne eine Betäubung behoben werden können, sind kein Bestandteil des Leistungskataloges der gesetzlichen Krankenkassen. Schade!
Es muss schon ordentlich tief gehen und nahe am Zahnnerv sein, bis die Kasse auch zahlt.
Wer aber trotzdem nicht auf eine Spritze beim Zahnarzt verzichten möchte, kann diese privat bezahlen. Das kann zwische 15 und 25 Euro kosten und ist von Zahnarztpraxis zu Zahnarztpraxis verschieden. Bleiben Sie also entspannt!
Zum Autor
Der Verfasser des Artikels ist Roger Barz, Zahnarzt in Halle an der Saale und Inhaber der Praxis Zahngesundheit Halle. In seiner Tätigkeit ist er spezialisiert auf Patienten mit einer ausgeprägten Zahnbehandlungsphobie (Angstpatienten).
Seine Beiträge zu Themen in der Zahnmedizin finden im Internet einen großen Zuspruch, werden gerne angeklickt und auch gelesen. Einer ebenso großen Beliebtheit erfreuen sich auch seine oftmals recht schrägen, aber in jedem Falle immer lustigen Filme zum Thema Zahnarztbesuch, die man hier auf seinem YouTube-Kanal oder seiner Facebook-Seite anschauen kann. Viel Spaß!
Fotos: Roger Barz, Marco Warmuth, Pixabay & Fotolia