Zahnarztbesuch im Urlaub in der Schweiz
Wie finde ich im Notfall Hilfe bei einem Zahnarzt in der Schweiz?
Die Schweiz, das Land der Seen und Berge. Wandern in der Gebirgsregion rund um Tessin, Sonne tanken am Lago Maggiore oder einfach ganz klassisch einen Skiurlaub in Zermatt, am Fuße des imposanten Matterhorns, buchen.
Ein Urlaub in der Schweiz erfreut sich bei den deutschen Touristen einer immer größeren Beliebtheit. Aber auch Städte, wie Basel, Zürich, oder Genf, laden mit ihren interessanten Bauten, dem reichhaltigen Kulturangebot und seinen vielen exklusiven Geschäften zu einem Besuch ein. Doch schauen Sie selbst:
Doch wie soll man sich verhalten, wenn einem plötzlich mitten in den Alpen Zahnschmerzen ereilen?
Wir geben Ihnen hier hilfreiche Tipps, wie Sie in der Schweiz schnell einen Zahnarzt finden, was dabei alles unbedingt zu berücksichtigen ist, warum ein Zahnarztbesuch in der Schweiz so teuer ist und wie Sie dabei richtig Kosten sparen können. Außerdem erhalten Sie hier eine umfassende Checkliste mit allen wichtigen Informationen. Grüezi Schwizz!
Die Schweizer lieben ihre Zahnärzte nicht
Zahnschmerzen sind nicht nur für den Urlauber in der Schweiz ein höchst unpassendes Ereignis. Selbst der hiesige Eidgenosse vermeidet tunlichst den Besuch einer Zahnarztpraxis. Das hat in den meisten Fällen weniger mit der Angst vor der eigentlichen Behandlung zu tun, sondern vielmehr mit der Rechnung, die danach unweigerlich folgt.
Der Zahnarztbesuch in der Schweiz gehört mit zu den teuersten, nicht nur in Europa, sondern sogar weltweit.
In einer internationale Studie gaben 20,7 Prozent der dort heimischen Bevölkerung an, dass Sie aus finanziellen Gründen in den letzten Jahren auf den Besuch beim Zahnarzt verzichtet haben. In manchen Regionen sind es sogar bis zu 35 Prozent.
Damit rangiert die Alpenrepublik im Durchschnitt gleich hinter den USA, wo sich 33,6 Prozent der Amerikaner einen Zahnbesucht liebend gern schenken. Doch woran liegt das?
Zahnarzt ist in der Schweiz einfach nur teuer
Allgemein bekannt ist, dass niemand in der Schweiz so viel verdient wie ein Zahnarzt. Diese Berufsgruppe führt seit Jahren unangefochten die Gehaltslisten an. Dicht gefolgt von den Anlageberatern der Banken und den IT-Managern. Der Allgemeinarzt rangiert weit abgeschlagen nur auf Platz 6. Trotzdem hat nicht jeder Zahnarzt auch gleich einen Porsche in der Garage stehen.
Nur wenigen dürfte dagegen bekannt sein, dass die Kosten für die Führung einer Zahnarztpraxis in der Schweiz enorm hoch sind. Sie sind sogar so hoch, dass viele neu gegründeten Praxen schon kurz nach der Eröffnung wieder schließen müssen, weil sie nicht ausreichend Patienten gewinnen konnten.
Keiner geht in der Schweiz wirklich gerne zum Zahnarzt. Die Zahnbehandlung ist dort nicht Bestandteil der sogenannten Grundversicherung, die jeder Bürger seit 1996 abschließen muss.
Diese Absicherung ist vergleichbar mit einer herkömmlichen gesetzlichen Krankenversicherung, wie man sie auch aus Deutschland kennt und deckt die Kosten für Krankheit und Unfall ab.
Nur der Zahnarzt ist leider nicht dabei. Alle Behandlungen sind grundsätzlich privat zu entrichten. Selbst das Ziehen eines schmerzhaften Zahnes wird nicht von dieser Versicherung übernommen. Nur die Wenigsten verfügen über eine entsprechende Zahnzusatzversicherung.
Kein Wunder, dass deshalb viele Schweizer eher selten zum Zahnarzt gehen oder sich notwendigen Zahnersatz lieber im benachbarten Ausland anfertigen lassen. Der Zahnarz-Tourismus boomt wie sonst nirgendwo.
Wo finde ich einen Zahnarzt in der Schweiz?
Noch bis weit in die 70iger Jahren hinein war die Schweiz mit Zahnärzten völlig unterversorgt. Ganze 38 Berufskollegen teilten sich 100.000 Einwohner. Da die Berufsausübung, trotz hoher Unterhaltungskosten einer Praxis, immer noch sehr attraktiv erscheint, wandern viele Zahnärzte aus dem Ausland in die Schweiz ein. Auch etliche deutsche Kollegen sind darunter.
Das führte in den letzten Jahren zu einer spürbaren Überversorgung. Trotzdem ist die Zahnarztdichte mit 1.675 Einwohnern pro Zahnarzt immer noch geringer als in Deutschland. Hier kommen im Durchschnitt 1.206 Einwohner auf einen Zahnarzt.
Doch gerade in den größeren Städten und bekannten Urlauberregionen ist der Zahnarztmarkt mehr als ausreichend gesättigt. Das kann Ihnen später nützen.
Sollte Sie am Morgen mit plötzlich auftretenden Zahnschmerzen aufwachen, dann ist ein erster Gang zu Ihrer Hotelrezeption ratsam. Hier kann man Ihnen sicherlich qualifiziert Auskunft über einen Zahnarzt in Ihrer Nähe geben.
Sollten Sie über einen Internetzugang verfügen, dann helfen auch Portale wie Zahnarztvergleich oder über das offizielle Portal der Schweizerischen Zahnärzte-Gesellschaft weiter.
Doch Sie sollten sich nicht unbedingt in der nächstgelegenen Praxis dann auch wirklich behandeln lassen. Ein kurzer Weg allein sollte nicht das entscheidende Kriterium sein. Warum, das erklären wir Ihnen hier.
Wie finde ich einen günstigen Zahnarzt in der Schweiz?
Ein Zahnarztbesuch in der Schweiz kann, wie bereits angemerkt, recht kostspielig werden. Bevor Sie aber auf dem Zahnarztstuhl den Mund öffnen, gibt es einiges zu berücksichtigen.
Ihre Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC) können Sie bei der Ankunft in einer Zahnarztpraxis getrost stecken lassen.
Alle Behandlungen in der Schweiz sind privat zu entrichten, egal ob in bar oder mit einer Ihrer Kreditkarten.
Damit diese nach dem erfolgten Zahnarztbesuch für Ihre restlichen Urlaubsvorhaben noch ausreichend gedeckt ist, sollten Sie sich vor Behandlungsbeginn eine sogenannte „Offerte“ ausstellen lassen, was im Grunde nichts anderes als ein Kostenvoranschlag ist. Teilen Sie dem Zahnarzt schon im Vorfeld mit, dass Sie ausdrücklich nur eine reine Schmerzbehandlung wünschen.
Sollte Ihr Zahn nicht all zu arg wehtun, dann ist es durchaus lohnenswert, eine sogenannte „Gegenofferte“ bei einem anderen Kollegen einzuholen, sozusagen eine kostenoptimierte Zweitmeinung.
Diese Offerten können für den eh schon leidgeplagten Patienten durchaus verwirrend sein. Der Preis für eine herkömmliche Behandlung ohne Zahnlaborleistungen setzt sich aus einem oftmals festgeschriebene Taxpunktzahl für die jeweilige zahnmedizinische Leistung und dem sogenannten Taxpunktwert zusammen.
Den Taxpunktwert kann jeder Zahnarzt selbst festlegen. Dieser ergibt in Multiplikation mit der Taxtpunktzahl dann den Preis in Euro.
Taxpunktzahl x Taxpunktwert = Preis in Euro
Schweizer Zahnärzte sind aber bei der Erstellung eines Kostenvoranschlages durchaus kreativ. Lassen Sie sich nicht von einer geringen Taxpunktzahl täuschen. Fragen Sie immer nach dem eigentlichen Euro-Betrag, der am Ende schließlich auch zu Buche schlägt.
Nach erfolgter Behandlung müssen Sie die Rechnung in jedem Falle sofort entrichten. Lassen Sie sich diese unbedingt aushändigen. Daheim in Deutschland haben Sie dann die Möglichkeit, sich einen Teil der Kosten bei Ihrer gesetzlichen Krankenkasse wieder zurückzuholen. Sie erhalten hier aber nur den Betrag erstattet, der bei einer Kassenbehandlung in Deutschland auch angefallen wäre. Auf den Rest müssen Sie leider verzichten.
Gemildert kann dieser Verlust nur durch eine private Auslandskrankenversicherung. Diese gibt es schon für wenige Euro im Jahr und kann am Ende sehr viel Geld sparen.
Achten Sie beim Verlassen der Praxis in der Schweiz ebenso darauf, dass die Rechnung in deutscher Sprache formuliert ist. Sollte eine Übersetzung aus dem Französischen oder Italienischen bei der Kostenerstattung erforderlich sein, dann müssen Sie die Kosten dafür tragen.
Und ganz wichtig: Sie haben nur Anspruch auf eine Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenkasse für Behandlungen, die sich nicht bis zur Rückkehr nach Deutschland aufschieben lassen. Alles andere ist purer Luxus!
Was sollte ich bei der Wahl eines günstigen Zahnarztes beachten?
Hier der Fahrplan für einen Zahnarztbesuch in der Schweiz, der Ihren Geldbeutel wirklich schont.
1. Zahnarztsuche
Suchen Sie gezielt nach Zahnärzten, die der Schweizer Zahnärztegesellschaft angehören. Hier ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Ihnen ein faires Angebot unterbreitet wird.
2. Wie können Sie richtig sparen
Besonders günstig wird die zahnärztliche Behandlung in der Schweiz, wenn Sie die Polikliniken der zahnmedizinischen Zentren der Universitäten Basel, Bern und Zürich besuchen. Hier erwarten Sie wesentlich günstigere Konditionen als auf dem freien Markt. Teilweise werden Sie dort auch von Studenten der Zahnmedizin behandelt. Das wird dann noch günstiger.
3. Nicht auf Lockangebote reinfallen!
Einfache Regel: Es gibt keine Schnäppchen beim Zahnarztbesuch in der Schweiz. Wenn mit Rabatten von 40 – 60 Prozent geworben wird, sollten Sie in jedem Falle hellhörig werden. Nur was ca. 10 Prozent günstiger ist, bewegt sich im Rahmen der normalen Preisgestaltung. Alles andere ist nur Kundenfang.
4. Behandlungsrahmen klar formulieren
Teilen Sie der Mitarbeiterin an der Rezeption und auch dem Zahnarzt ausdrücklich mit, dass Sie nur eine reine Schmerzbehandlung verlangen.
5. Kostenvoranschlag (Kosten-Offerte)
Bevor der Zahnarzt Ihnen eine Spritze setzt oder den Bohrer ansetzt, sollten Sie sich einen Kostenvoranschlag erstellen lassen. Das ist aber oftmals nur nach einer entsprechenden Erstuntersuchung möglich. Schließlich muss ja erstmal die Ursache für Ihre Zahnschmerzen gefunden werden, um schließlich dann eine adäquate Behandlung planen zu können.
6. Eine Preisverhandlung nicht versäumen!
Für deutsche Patienten vielleicht etwas ungewöhnlich: Trauen Sie sich, den Preis für die zahnmedizinische Dienstleistung auszuhandeln. Feilschen Sie mit dem Zahnarzt! Gerade in den größeren Städten und auch in den bekannten Urlauberregionen ist die Zahnarztdichte extrem hoch und der Konkurrenzkampf gnadenlos hart. Das kann Ihnen helfen. Viele Zahnärzte lassen sich darauf ein, denn sie verlieren nur ungern einen neuen Patienten an den Mitbewerber gleich um die Ecke.
7. Niemals in Vorkasse gehen!
Lassen Sie sich nicht auf eine riesige Vorauszahlung für künftige Leistungen ein. Eine erfolgreiche Schmerzbehandlung sollte in den meisten Fällen in einer Sitzung erledigt sein. Ist doch noch ein Folgetermin erforderlich, dann sind maximal 30 Prozent der Endsumme als Vorauszahlung üblich. Mehr nicht!
8. Rechnung unbedingt mitnehmen!
Lassen Sie sich nach Abschluss der Behandlung eine detaillierte Rechnung aushändigen. Die Schweiz ist ein mehrsprachiges Land. Neben italienisch und französisch wird dort natürlich auch deutsch gesprochen. Die Rechnung sollte unbedingt in Ihrer Heimatsprache verfasst sein. Niemand möchte später zusätzliche Kosten für eine Übersetzung der Rechnung im Falle einer Rückerstattung selbst tragen.
9. Kostenübernahme für die Behandlung in der Schweiz
Reichen Sie unbedingt die Rechnung bei Ihrer gesetzlichen Krankenkasse, der Zahnzusatzversicherung oder auch Ihrer Auslandskrankenversicherung ein. Sie können in den meisten Fällen mit einer geringfügigen Kostenrückerstattung rechnen. Wie viel das am Ende sein wird, ist von Fall zu Fall natürlich verschieden.
10. Besuchen Sie Ihren Zahnarzt in Deutschland!
Vereinbaren Sie gleich nach Ihrer Rückkehr einem Termin bei Ihrem Hauszahnarzt. Auch dann, wenn Sie schmerzfrei sein sollten, denn Sie hatten in der Schweiz nur eine reine Notfallversorgung. Um künftige Beschwerden vermeiden zu können, sollte Sie unbedingt einen deutschen Kollegen für eine entsprechende Weiterbehandlung konsultieren.
Klug baut vor
Aber all das können Sie sich ersparen, wenn Sie vielleicht im Vorfeld schlau agieren und bei Ihrem Zahnarzt rechtzeitig eine Vorsorgeuntersuchung buchen. Diese sollten Sie weit vor Ihrer Abreise in die Schweiz planen, sodass eventuell notwendige Behandlungen noch rechtzeitig abgeschlossen werden können.
Möchten Sie dann auch noch ganz sichergehen, dann empfehlen wir Ihnen hier dieses Notfallset für plötzlich auftauchende Zahnschmerzen in der Ferne. Das sollte in keiner Reiseapotheke fehlen.
Grüezi Schwizz!
Die Praxis Zahngesundheit Halle und sein Inhaber Roger Barz wünschen Ihnen eine tollen und vor allem zahnschmerzfreien Urlaub in der Schweiz. Bleiben Sie zahngesund!
Fotos: Marco Warmuth, Matthias Vogel, Roger Barz, Fotolia und Pixabay