Zahnarztbesuch bei Zahnschmerzen im Urlaub in den USA
Wenn ein Notfall beim Zahnarzt die Reise in Amerika verhagelt
New York, San Francisco und Las Vegas, wunderschöne National Parks, abenteuerliche Erlebnisse im Disneyland und der berühmte Walk of Fame in Hollywood – ein Urlaub in den USA gehört für viele deutsche Touristen zum absoluten Traumziel.
Doch was ist zu tun, wenn man plötzlich mitten auf dem Time Square von üblen Zahnschmerzen überrascht wird? Wie finde ich schnelle Hilfe bei einem Zahnarzt in den USA und was kann das alles kosten?
Wir geben hier diesem Beitrag alle nützlichen Tipps, wo Ihnen bei Zahnschmerzen schnell geholfen wird, wie ein Besuch beim Zahnarzt in den USA eigentlich abläuft, mit welchen Kosten zu rechnen ist und wie Sie Ihr Geld in Deutschland vielleicht wieder zurückbekommen können. Bleiben Sie dran!
Was es vor einem Urlaub in die USA zu beachten gibt
Ferien in Amerika sind oftmals eine lang geplante Angelegenheit. In Ihren Urlaubsvorbereitungen sollte auch das Thema Zahnarzt eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen, denn gerade in den schönsten Wochen des Jahres werden viele von plötzlichen Zahnschmerzen überrascht. Warum das so ist, können Sie hier in diesem Beitrag lesen. Seien Sie gewarnt?
Bevor Sie eine längere Reise in die USA antreten, sollten unbedingt drei Dinge erledigt sein: eine Kontrolluntersuchung bei Ihrem Zahnarzt in Deutschland, der Abschluss einer soliden Auslandskrankenversicherung, die auch die USA einschließt und eine Kreditkarte mit einem ausreichenden Limit.
Kein Scherz, denn ein Zahnarztbesuch in Amerika kann nicht nur äußerst schmerzhaft für Sie, sondern auch für Ihre Urlaubskasse sein. Autsch!
Planen Sie Ihre jährliche Kontrolluntersuchung in diesem Jahr mal nicht erst im November oder Dezember, sondern einige Wochen vor dem Reiseantritt in die USA. So hat Ihr Zahnarzt bei eventuellen Zahnproblemen noch ausreichend Zeit, um diese auch komplett lösen zu können.
Wie Sie außerdem noch zusätzlich üble Zahnschmerzen im Vorfeld erfolgreich vermeiden können, erfahren Sie hier in diesem interessante Artikel. Unbedingt lesen!
Versichern Sie sich vorher in jedem Fall!
Starten Sie Ihren USA-Tripp niemals ohne eine Auslandskrankenversicherung, die auch eventuelle Zahnbehandlungen abdeckt. Diese gibt es in Deutschland teilweise bereits unter 10 Euro und bewahrt Sie vor enormen Kosten, die auch schon bei einer einfachen Schmerzbehandlung in den USA auftreten können.
Ihre Kreditkarte sollte nicht nur für den Besuch in Disneyland oder in den Filmstudios von Los Angeles gut gedeckt sein. Auch für eventuelle Arztbesuche sollte das Limit ausreichend geplant werden. Denn hier können unter Umständen schon mal mehrer tausend Dollar anfallen. Warum das so ist, erklären wir Ihnen jetzt. Sie werden erstaunt sein.
Versichert wie in einem Entwicklungsland
Die medizinische Versorgung in den USA zählt mit zu den modernsten der Welt. Was aber auch bereits hinlänglich bekannt ist, dass sie mit zu den teuersten der Welt gehört und es kaum bis keine staatliche medizinische Grundversorgung der Amerikaner gibt.
Das hat sich auch mit der Gesundheitsreform unter Präsident Obama (Obama-Care) nicht geändert. Hier herrschen teilweise chaotische Zustände wie in einem Entwicklungsland.
Trotz vieler Bemühungen bleibt die Zahnversorgung ein Stiefkind der amerikanischen Gesundheitspolitik. Viele US-Bürger haben zwar eine Versicherung für ihre allgemeine Gesundheit, Zahnversicherungen müssen aber extra abgeschlossen werden und können bis zu 1.000 Dollar kosten… im Monat.
Das können sich viele Amerikaner natürlich nicht leisten und gehen als reine Privat-Kunden zum Zahnarzt, fast so wie bei einem Friseur.
Warum ist ein Besuch beim Zahnarzt in den USA so teuer?
Das hat verschiedene Ursachen. Dabei spielt die technisch hochwertige und somit teure Ausrüstung von Zahnarztpraxen nur die geringste Rolle. Vielmehr sind es die enormen Schadensersatzansprüche, die US-Bürger von ihrem Zahnarzt bei eventuellen Komplikationen einfordern können.
Egal ob ein Nerv bei der Behandlung beschädigt wurde, ein Zahn abgebrochen im Kiefer steckt, ein Implantat nicht einheilen möchte oder eine Krone einfach nicht so schön aussieht, in jedem Falle zahlt immer der Zahnarzt und das können horrende Summen sein.
Dementsprechend teuer sind auch die Versicherungspolicen, die ein Zahnarzt abschließen muss. Versicherungsausgaben sind betriebswirtschaftlich der höchste Kostenpunkt einer Zahnarztpraxis in den USA, mit teilweise bis zu 55 Prozent der Gesamtaufwendungen. Und diese Kosten werden natürlich per „Milchmädchenrechnung“ auf alle Behandlungen und Patienten umgelegt. So kann beispielsweise auch der Preis für ein Antibiotika fünf Dollar betragen… pro Tablette.
Hier sind dem Zahnarzt keine Grenzen gesetzt. Anders als in Deutschland gibt es in den USA keine allgemeine Gebührenordnung, die einen entsprechenden Satz für die Vergütung von zahnmedizinischen Leistungen festlegt. Der Zahnarzt kann ganz frei den Preis für seine Behandlung festlegen. Koste es, was es wolle.
Ausbildung hat ihren Preis!
Ein weiterer Grund ist die extrem teure Ausbildung zum Zahnarzt in den USA. Hierfür nehmen die jungen Kollegen ein hohes Darlehen auf. Ein amerikanischer Zahnmediziner hat am Ende seine Studiums oftmals Schulden in sechsstelliger Höhe, denn die Studiengebühren können bis zu 45.000 Dollar betragen… pro Semester.
Doch jedes medizinische System hat auch seine Vorteile. Da die Versicherungssummen so enorm hoch sind und nicht pauschal für alle Maßnahmen einer Zahnarztpraxis gelten, sondern sich nur auf Teilbereiche der zahnmedizinischen Tätigkeit beziehen, führen nicht alle Zahnärzte auch jede Behandlung durch. So kann es zum Beispiel sein, dass ein Zahnarzt das Entfernen eines Zahnes, aber nicht das Setzen eines Implantates versichert hat.
Dadurch hat sich in den USA auch ein Netz von Spezialisten herausgebildet, die ausschließlich nur die Behandlungen durchführen, die sie sich versicherungstechnisch auch leisten können. Viele komplizierte Wurzelbehandlungen werden somit nicht mehr von vielen allgemeinen Zahnärzten durchgeführt, sondern gleich zu spezialisierten Kollegen, dem Rooth Canal Expert, geschickt. Das kann für den Patienten oftmals von Vorteil sein.
Wie finde ich einen Zahnarzt in den USA?
Das gestaltet sich in den normalen Metropolen in Amerika nicht sonderlich schwierig. Zahnärzte gehören hier, nicht wie man es vielleicht in Deutschland kennt, zum medizinischen Bereich, sondern eher zur allgemeinen Dienstleistungsbranche.
Jedes noch so kleine Einkaufszentrum einer amerikanischen Stadt verfügt, neben dem obligatorischen Nagelstudio, dem Massage-Salon oder dem Friseurladen auch über eine Zahnarztpraxis. Und manchmal findet man den Zahnarzt auch gleich neben einem Bestattungsinstitut.
Bunte Schilder an der Einfahrt zum Einkaufszentrum preisen die besondere Qualität und Ausrichtung großflächig an. Auch bei einem Blick in die örtliche Presse findet man neben vielen Anwälten, den herkömmlichen Immobilienangeboten und Restaurants auch etliche Anzeigen von Zahnpraxen.
Besser ist es daher vielleicht doch, sich an der Rezeption Ihres Hotels nach einem Zahnarzt zu erkundigen und vorab bei Google nach ein paar Bewertungen zu schauen.
Vermeiden Sie in jedem Falle Zahnarztpraxen, die den Begriff „Dental Spa“ im Namen tragen. Hier bekommen Sie eine teure und überflüssige Wellness-Behandlung, die Sie in Ihrem Falle natürlich nicht benötigen, denn Sie möchten ja einfach nur Ihre Schmerzen loswerden. Und das möglichst fix.
Wie läuft der Zahnarztbesuch in den USA ab?
Sind Sie dann schließlich in einer Zahnarztpraxis Ihres Vertrauens eingetroffen, funktioniert die Behandlung etwas anders, als Sie es vielleicht aus Deutschland kennen.
Die erste Frage der Schwester am Empfang wird nicht der Grund Ihrer Beschwerden sein, sondern ob Sie in bar oder mit Kreditkarte bezahlen möchten.
Bevor Sie dann überhaupt erst einen Zahnarzt zu Gesicht bekommen, gibt es eine Vielzahl an Papieren und Erklärungen auszufüllen.
Von einer ausgebildeten Schwester werden schließlich etliche Röntgenaufnahmen erstellt und vielleicht wird auch der ein oder andere Zahn per Intraoral-Kamera fotografiert.
Das hängt mit den oben geschilderten Schadenersatzansprüchen amerikanischer Patienten zusammen. Eine eingehende Dokumentation vor Behandlungsbeginn ist deshalb im Vorfeld unbedingt erforderlich.
Es kann auch sein, dass gleich im Anschluss eine Zahnreinigung bei Ihnen durchgeführt wird.
Bis hierher dürfen Sie auch noch komplett entspannt bleiben, denn es ist bei vielen Zahnärzten völlig normal, dass diese Maßnahmen im Vorfeld einer Untersuchung durchgeführt werden. Sie kosten auch in den meisten Fälle – wie auch die zahnärztliche Untersuchung – dem Patienten nichts, da sie oftmals als Lockangebote für das fungieren, was dann danach folgt. Spätestes hier sollten Sie auf der Hut sein!
Der Preis ist heiß
Denn ab jetzt wird es für Zahnarzt und Patienten so richtig interessant. Der Zahnarzt wird Ihnen einen kompletten Behandlungsplan vorschlagen, was „denn alles nicht in Ordnung sei“ und wo Sie aus seiner Sicht „bald fürchterliche Zahnschmerzen“ bekommen könnten. Das ein oder andere Kariesloch wird diagnostiziert und etliche Füllungen als unbrauchbar bezeichnet werden.
Und bestimmt muss auch die ein oder andere Krone „unbedingt erneuert“ werden.
Auch wird man Ihnen im gleichen Zuge die entsprechenden Rechnungen dazu ausdrucken. Spätestens hier werden Sie Schnappatmung bekommen. Die aufgeführten Summen können unter Umständen abenteuerlich hoch sein.
Deswegen ist das der wichtigste Satz, mit dem Sie eine Zahnarztpraxis in den USA betreten sollten:
„I have a toothache and I only want pain treatment!“
Diesen Satz bitte unbedingt auswendig lernen. Das kann Ihnen viel Geld sparen!
Die volle Dröhnung
Auch sollten Sie eine amerikanische Zahnarztpraxis niemals ohne entsprechende Begleitung betreten. Es ist dort üblich, dass die Patienten mit Betäubungsmitteln und Lachgas ordentlich zugedröhnt werden. Jeder Zahnarzt in den USA hat Angst, dass ihn seine Patienten wegen überflüssigen Schmerzen während der Behandlung verklagen. Deswegen gibt es hier immer das große Programm. Autofahren oder einen Bus benutzen wird hier danach oftmals schwierig, wie etliche Videos, die im Netz kursieren und gern angeklickt werden, zeigen.
Lassen Sie sich auch vor einer Schmerzbehandlung immer einen Kostenvoranschlag geben. Auch hier werden Sie beim Betrachten der Endsumme Ihren Augen nicht trauen wollen. Die Preise können das Zehnfache und mehr der üblichen Kosten in Deutschland betragen. Doch welche Wahl haben Sie?
Wer erstattet die Kosten der Zahnbehandlung in den USA wieder zurück?
Wenn Sie keine entsprechende Auslandskrankenversicherung abgeschlossen haben und gesetzlich versichert sind, werden Sie eventuell nur einen geringen Betrag der Kosten wieder zurück bekommen. Im Gegensatz zu vielen europäischen Reisezielen, gilt in den USA die Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC) Ihrer gesetzlichen Versicherung nicht. Trotzdem übernehmen manche Kassen auch eine Behandlung, die in den USA erfolgt ist.
Doch freuen Sie sich nicht zu früh. Sie haben nur einen Anspruch auf die Kosten, die auch bei der gleichen Behandlung in einer deutschen Zahnarztpraxis angefallen wären und das ist oftmals nur ein Bruchteil von dem, was Sie vielleicht in Miami teuer bezahlt haben.
Außerdem fallen auch noch Gebühren für die Übersetzung der Rechnung an, denn dafür haben allein Sie bei einer Kostenerstattung durch Ihre gesetzliche Krankenversicherung Sorge zu tragen. Da bleibt am Ende oftmals nicht mehr viel übrig.
Wie kann ich den Zahnarztbesuch in den USA vermeiden?
Um ein riesiges Loch in Ihrer Urlaubskasse zu verhindern, können auch einfache Maßnahmen hilfreich sein. Sollten die Zahnschmerzen noch erträglich sein und die Wange ist noch nicht gefährlich geschwollen, dann ist ein direkter Gang in ein amerikanisches Warenhaus empfehlenswert.
Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in Amerika keine regulären Apotheken. Entsprechende Anlaufstellen findet man in den bekannten Einkaufsketten wie Walmart, Target oder Ralph’s.
Auch die bekannten Drugstores wie Walgreens, Rite Aid oder CVS Pharmacy führen ein reichhaltiges sowie preisgünstiges Sortiment an Schmerzmitteln und Entzündungshemmern in Dosierungen, die Sie so hoch in Deutschland niemals frei verkäuflich bekommen würden. Hier kann man sich vorerst gut eindecken und Zahnschmerzen für eine Weile unterdrücken.
Unterschätzen Sie aber in keinem Falle Ihre Zahnbeschwerden. Sie können unter Umständen sogar lebensgefährlich werden, wie hier dieser Bericht aus den USA zeigt.
Betreiben Sie deshalb schon zu Hause aktiv Vorsorge und decken Sie sich vor Ihrer Abreise mit einer entsprechenden Reiseapotheke ein, denn nicht jeder Urlaub in den USA findet auch in der Nähe eines Einkaufszentrums statt.
Amerika, das sind nicht große Metroplen, sondern auch unendliche Weiten. Gut 95 Prozent des amerikanischen Bodens sind nicht besiedelt.
Wie Sie dann, fern jeder Zahnarztpraxis, am besten Ihre Zahnschmerzen behandeln können, erfahren Sie hier in diesem Beitrag.
Wir wünschen Ihnen eine tolle und vor allem zahnschmerzfreie Zeit in den USA! Have a safe trip!
Hier mehr zum Autor
Verfasser dieses Betrages ist Zahnarzt Roger Barz. Er ist Inhaber der Praxis Zahngesundheit Halle und seit vielen Jahren regelmäßig in den USA zu Gast. Hier konnte er nicht nur Land und Leute bestens kennenlernen, sondern sammelte auch Erfahrungen in amerikanischen Zahnarztpraxen in Kalifornien und der gesamten Westküste der USA.
In seinem Blog auf seiner Webseite beschäftigt er sich nicht nur gern mit vielen interessanten Randthemen der Zahnmedizin, sondern hat auch genau untersucht, was Sie in anderen Ländern bei einem Zahnarztbesuch erwartet.
Mit Kalifornien verbindet der Amerika-Liebhaber eine besondere Beziehung. Nicht nur dass er hier regelmäßig gerne sein Urlaub verbringt, der Strand von Venice Beach war auch Drehort für seinen Film zum Tag der Zahngesundheit 2017. Hier können Sie das Video in voller Länge schauen:
Haben Sie vielleicht in Zukunft vor Italien, Frankreich, Griechenland oder Spanien mit den Inseln Mallorca, Ibiza und Teneriffa zu besuchen, dann klicken Sie einfach das gewünschte Urlaubsziel an. Wir wünschen Ihnen eine gute Reise!
Fotos: Jana Baum, Matthias Vogel, Roger Barz, Fotolia & Pixabay