Wenn gewöhnlicher Sprechstundenbedarf plötzlich knapp wird.
Der Preis ist Reis?
„In China ist ein Sack Reis umgefallen.“ – Wer kennt den Spruch nicht? Diese Redewendung wurde immer liebend gern benutzt, um ein absolut unwichtiges Ereignis zu kommentieren. Doch das war einmal.
Spätestens nach dem SARS-Erreger wissen wir, dass das sogenannte Reich der Mitte für uns gar nicht mehr so fern ist wie viele denken. Ganz im Gegenteil, ein umgefallener Sack Reis in einem chinesischen Dorf kann heutzutage den Preis für einen Beutel Reis im ALDI plötzlich in die Höhe schnellen lassen. China ist gleich um die Ecke.
Grüsse von der Resterampe!
Mit dem Ausbruch des Coronavirus wird die globale Verflechtung auch im alltäglichen Leben immer spürbarer. Erst letzte Woche haben wir über die landesweiten Lieferschwierigkeiten bei Betäubungsmitteln berichtet. Und nun hat es noch ein anderes Utensil erwischt, den Mundschutz.
Bestellen Sie, so lange der Vorrat noch reicht!
Mit diesen hastig versendeten Emails warnen die deutschen Großhändler ihre Kunde vor einem drohenden Lieferengpass. Die teilweise überzogene Berichterstattung über die sich weltweit ausbreitende Pandemie hat in vielen Ländern zu wahren Hamsterkäufen geführt.
Nicht nur medizinische Einrichtungen haben derzeit einen verstärkten Bedarf nach diesem Einwegprodukt, auch der normale Bürger braucht plötzlich einen Mundschutz, wenn er die Straße oder gar eine U-Bahn betritt. Dabei schützt die Maske aus gewöhnlichem Zellstoff nur bedingt bis gar nicht vor einer drohenden Ansteckung.
Der Ursprung des Übels
Das ist aber vielen egal. Die Bilder aus Hong Kong oder Shanghai habe sich bei den Menschen eingebrannt. Fast alle Passanten in den chinesischen Städten tragen eine Hygienemaske. “Besser als gar nichts!“, sagen sich viele besorgte Bürger.
Das Fatale dabei ist, dass in dem Land, in dem das Virus ursprünglich ausbrach, auch die größten Produktionsstätten stehen. China ist weltweit führend in der Mundschutz-Herstellung.
Stehen Fabriken still oder können Containerschiffe den Hafen nicht verlassen, kommt es schon nach recht kurzer Zeit zu erheblichen Lieferschwierigkeiten. Die ersten Auswirkungen, sind bereits in Großbritannien zu spüren. Und Schuld daran ist diesmal nicht der Brexit.
Ruht der Bohrer bald im Königreich?
Nicht mehr als 100 Mundschutze pro Arbeitstag dürfen aktuell Zahnarztpraxen in Großbritannien bestellen. Die British Dental Association (BDA) warnt vor einem ernstzunehmenden Mangel.
Der Ausbruch des Coronavirus stelle „ein unmittelbares Risiko für eine Störung der zahnärztlichen Leistungen des National Health Service in Großbritannien dar“, teilt die Organisation mit.
Der Verband werde von Anrufen regelrecht überschwemmt. Viele Praxen klagen, aufgrund von Panikkäufen und Lieferproblemen, über Nachschubprobleme. „Wenn wir keine rasche Zunahme des Angebots sehen, haben Zahnärzte keine andere Wahl, als den Bohrer ruhen zu lassen“, sagte ein Sprecher. Nicht auszudenken!
Doch wie sieht die Lage in Deutschland aus?
Noch können die großen Dental-Lieferanten den landesweiten Bedarf decken. Aber auch sie sehen ihre Vorräte langsam dahinschwinden.
Ob es soweit kommen wird, dass man den gebrauchten Mundschutz zum Waschen in die Maschine gibt, ist eher unwahrscheinlich. So unbeschadet, wie auf unserem Foto, wird er den Reinigungsvorgang vermutlich nicht überstehen.
„Wir haben uns natürlich mit vielen Verbrauchsgütern vorsorglich eingedeckt, um unsere Sprechstunde nicht zu gefährden.“, berichtet Zahnarzt Roger Barz. „Die bereits existierenden Lieferengpässe bei Anästhetika und diversen Verbrauchsgütern sind vermutlich nur die Spitze des Eisbergs. Wir werden noch überrascht sein, wie viele Dinge plötzlich fehlen, wenn in China alle Räder stillstehen.“, so der Praxisinhaber.
Hier ein paar Dinge des alltäglichen Bedarfs, in deren Herstellung China führend ist und die vielleicht recht bald knapp werden könnten: Knoblauch, Tee, Mobiltelefone, Teppiche, Toner für Drucker, Computer… unser Zahn.
Fotos: Marco Warmuth, Roger Barz und Pixabay